Bei allen dieser vier Beispiele habe ich besonders auf das rhythmische Element hingewiesen, weil es diese Melodien wesentlich belebt. Aber dominierend und den Charakter bestimmend ist es nicht! Wir werden uns jetzt Melodien zuwenden, bei denen der  R h y t h m u s  „tonangebend“ ist.
57 = EG 277[4] (Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist) und 63 = EG 287 (Singet dem Herrn ein neues Lied): Hier ist es primär der Sprachrhythmus des Bibelwortes, der den Rhythmus der Melodie und ihren Aufbau prägt.
55 = EG 285 (Das ist ein köstlich Ding, dem Herren danken): Hier kommen neben dem der Sprache angepassten Rhythmus auch andere, spezifisch musikalische Modellvorstellungen mit ins Spiel.
27 (Wir bitten, Herr, um deinen Geist) und 29 (Immer, wenn ich dein Wort höre): Bei diesen Melodien scheinen mir jene rhythmischen Modell-Vorstellungen, die aus einem bestimmten musikalischen Stilbereich stammen, den Charakter so sehr zu prägen, dass sie gelegentlich in Widerspruch geraten zur Textdeklamation. Ich möchte rhythmische Bildungen, wie bei 27 im 2. und 4. Takt als textfeindlich bezeichnen („…um deinen Geist“), während Synkopen wie in 63, Takt 2 („…denn er tut Wunder“) textfreundlich wirken.
34 = EG 225 (Komm, sag es allen weiter): Eine der beliebtesten Spiritual-Melodien! So ganz leicht ist es uns nicht geworden, das Lied mit aufzunehmen. Die Text-Unterlegung steht hier nicht zur Debatte. Aber wenn das Lied gesungen wird, hat man den Eindruck: Die marschmäßige, eigentlich nur durch Takt und Rhythmus bestimmte Melodie macht den Text eher kaputt, als dass sie ihn unterstreicht. – Das gleiche gilt m. E. von dem ebenso beliebten Vater-unser-Lied Nr. 41 = EG 188 – Neben dem Rhythmus ist es die Harmonik, die bei Nr. 34 vorherrschend ist: eine Melodie, die sich mit fröhlichem Schrumm-schrumm mühelos auf der Gitarre begleiten lässt.