Noch spür ich deine liebe Last, du, Kind,
wenn ich dich abends trug zu deinem Bette,
die Nacht die ersten dunklen Fäden spinnt
vor unserm Fenster, und es streicht der Wind
liebkosend durch der Birken lichte Kette.

Dann neigte sich dein Köpfchen leis mir zu
und deine Augen suchten in die meinen
sich einzubetten, und des Abends Ruh
wischt‘ alle bunten Bilder aus im Nu -
es ruhten unsere Herzen in dem Einen…

Ach, trüg noch einmal ich die kleine Last
zu ihrem Bett wie in vergangnen Tagen!
Doch, Herr, ich weiß: der du den kleinen Gast
zu deinem Reich emporgehoben hast,
willst, dass fortan ich andre Last soll tragen,

und dass auch sie mir lieb werd‘ und vertraut,
weil Du sie auferlegtest, mir zum Segen
bis an den Morgen, da das Auge schaut
die lichte Stadt, von Deiner Hand erbaut,
und ich am Tor die Last darf niederlegen.

Das Gedicht wurde veröffentlicht in: Wegweisende Hände.
Ein Glaubenszeugnis junger Dichtung der Gegenwart, Union Verlag Berlin 1957, S. 129