1935 - 1940 Volksschullehrer: "Nach der Abschlußprüfung trat ich in den Volksschuldienst." (Zunächst als Probe-, dann als Hilfslehrer). "Ich unterrichtete (jeweils nur kurze Zeit) in Steinpleis, Brotenfeld-Tirpersdorf, Posseck, Landwüst, Unterwürschnitz und Marieney. In Marieney übte ich nebenamtlich das Kantorenamt aus bis zu meiner Einberufung 1940." (Lebenslauf für Plauen)

Sommer 1941 Lehrer in Scheibenberg /Erzgebirge und offizielle Ernennung zum Lehrer:  "Auf meinen Wunsch war ich inzwischen als Lehrer ins Erzgebirge, die Heimat meiner Frau versetzt worden. Dort unterrichtete ich zunächst wieder einige Monate, bis Anfang 1942 eine neue Aktivierung der Tbc. eintrat, diesmal als offene (ansteckende) Erkrankung." (Lebenslauf vom 9.8.1964 und Berufungsurkunde)

Herbst 1941 Nach den Ferien Versetzung nach Hermannsdorf, später (11. Oktober) Umzug in das dortige Schulhaus (nach Tab. Lebenslauf)

Hermannsdorf Schule
Schule in Hermannsdorf / Erzgebirge - Arbeitsstelle und Wohnung

März 1942 Ende der Tätigkeit als Lehrer: Der Ausbruch der "offenen" Tuberkulose bedeutete das Ende der Tätigkeit als Lehrer - auch wegen der Ansteckungsgefahr für die Schüler. Damit war auch das Wohnen in der Schule zu einem andauernden Problem geworden. (nach Tab. Lebenslauf)
Wohnungsprobleme in Hermannsdorf: "Brief von Bürgermeister Förster (Kündigung der Wohnung)", "Eingabe an Schulrat und Kommandantur wegen Wohnung" (Tab. Lebenslauf)

Oktober 1945 "Komposition der 'Weihnachtsbotschaft' (1. Fassung) für A(lbert) B(artsch)", "Offizielle Übernahme des Kantorendienstes", "Radio verkauft" (Tab. Lebenslauf; An der Schwelle zu 1946)
Bemerkungen: "Bis 1948 auf Wohnungssuche unter dauerndem Druck (Tbc.-Kranker im Schulgebäude). Dazu die Hungersnot - keine Möglichkeit zu Tauschgeschäften oder Hamsterfahrten. Mutter Mitbegründerin einer CDU-Ortsgruppe. Vater wird von Kommunisten bearbeitet, den Bürgermeister-Posten zu übernehmen." (Skizze zum Tab. Lebenslauf)

22.10.1948 Umzug nach Probstzella / Thüringen: "Inzwischen war es jedoch nicht mehr möglich, daß wir länger im Schulhaus von Hermannsdorf wohnen blieben. Ein Freund, der damals Pfarrer in Probstzella war (Pfr. Helmut Lasch), lud uns ein, zu ihm ins Pfarrhaus zu ziehen, damit meine Frau dort später als Gemeindehelferin und ich als Kantor wirken könnte(n). So siedelten wir Ende 1948 nach Probstzella über. Bald mußte ich jedoch wieder in klinische Behandlung gehen. Diesmal wurde, da sich das Krankheitsbild im ganzen gebessert hatte, eine Heilkur genehmigt." "Situation dort schwierig" "Probstzella war das trübste Kapitel unseres Wohnens (im dortigen Pfarrhaus!)..." (Lebenslauf vom 9.8.1964 und Ansprache zum 70sten Geburtstag 1982)
In Probstzella lebte seit langem ein Bruder von Hiltruds Mutter Luise Bernd, Onkel Paul, mit seiner Familie. Er war Eisenbahner, und wir Kinder hörten ihm gern zu und liebten ihn.

Ab Oktober 1951 Kantorendienst in Bad Berka bei Weimar: "Hans als Kantor in Bad Berka, dort zunächst möbliert gewohnt." "1951 nahm ich erstmalig an einer Singwoche in Neudietendorf teil. Herr Landesbischof D. Dr. Mitzenheim und Herr LKMD Prof. E. Mauersberger machten mir dort den Vorschlag, mich um die Kantorenstelle in Bad Berka zu bewerben. Rückblickend bin ich sehr dankbar, daß mir dieser Weg eröffnet wurde." (Tab. Lebenslauf und Lebenslauf vom 13.8.1964)
Ende April 1952 Umzug der Familie nach Bad Berka; Wohnung im Einfamilienhaus Nordstraße 5, das der Kirchengemeinde gehörte (nach Tab. Lebenslauf) "Unser Anfang in Bad Berka war überschattet von dem plötzlichen Tod unseres im Januar 1950 geborenen Winfried (gestorben an Herzschlag im November 1952). Im September war Christoph zum Thomanerchor nach Leipzig gegangen, so daß wir nur noch den damals 10-jährigen Michael zu Hause hatten." (Lebenslauf vom 13.8.91964)

09.12.1952 Verleihung der Dienstbezeichnung Kantor: "Der Landeskirchenrat hat in seiner Sitzung vom 1. Dezember 1952 beschlossen, dem im Dienst der Kirchgemeinde Bad Berka stehenden Organisten und Chorleiter Johannes Petzold gemäß § 3 der Verordnung über die Dienstbezeichnung der Kirchenmusiker die Dienstbezeichnung Kantor zu verleihen." (Verleihungs-Urkunde vom 9.12.1952)

Kinderchor in Tabarz
Mit dem Kinderchor Bad Berka in Tabarz / Thüringer Wald

1952 bis 1963 Kantorendienst in Bad Berka: "Von 1952 bis zu meiner Übersiedlung nach Eisenach 1963 habe ich in Bad Berka das Kantorenamt versehen und dort Erfahrungen sammeln können für den kirchemusikalischen Dienst in den Verhältnissen einer kleinen Gemeinde, die aber doch als Kurort einige Ansprüche stellt. ... Im Laufe der Zeit arbeitete ich mich in Bad Berka gut ein. Im Hinblick auf meine verminderte Einsatzfähigkeit (ich gelte auch jetzt noch als 70% schwerbeschädigt) hatte ich nur den kirchenmusikalischen Dienst zu tun, ohne Christenlehre. Neben dem Kirchenchor baute ich einen Kinderchor auf, der in den letzten Jahren zu einer Kinder-Kantorei wurde (fast alle spielten Blockflöte oder Geige), als Vorschule dazu eine 'Kindersingstunde' für die kleineren Kinder. Auch eine Instrumentalgruppe fand sich zusammen. Als Fachberater für die Superintendentur führte ich Chortreffen und Orgelunterricht durch." (Lebenslauf vom 13.8.1964)

18.06.1953 Anstellungsvertrag: "Herr Kantor Johannes Petzold wird vom 1. Mai 1952 ab als hauptamtlicher Kirchenmusiker der vorbezeichneten Kirchgemeinde (Bad Berka, CP) und der Kirchgemeinde Hetschburg angestellt und übernimmt als solcher den Organisten- und Chorleiterdienst nach Maßgabe der kirchlichen Vorschriften." (Vertrag vom 18.6.1953)

05.11.1953 "Bescheinigung: Herrn Johannes Petzold, Kantor in Bad Berka, Nordstr. 5, wird hiermit die Eigenschaft als besonders wertvolle(r) Kunstschaffende(r) zuerkannt. Nach den z. Z. geltenden Bestimmungen ist er/sie somit berechtigt, Lebensmittelkarten der Gruppe 2 zu empfangen. (...) Erfurt, den 5.11.53 Rat des Bezirkes Erfurt Abt. Kunst und kulturelle Massenarbeit und Abt. Handel und Versorgung (Unterschriften)" (Bescheinigung vom 5.11.1953)

Februar bis Pfingsten 1954 "Hans in Heilstätte Bad Berka"; "2/54 - 6/54 Heilstätte Bad Berka wegen Kehlkopftuberkulose" (Tab. Lebenslauf; Bescheinigung der Kreisstelle für Tbc Eisenach)

31.10.1957 Kirchenmusikdirektor: "In Anerkennung seiner verdienstvollen Tätigkeit zur Förderung der Kirchenmusik in der Stadt Bad Berka und seiner Wirksamkeit auf dem Gebiet der Komposition geistlicher Chorwerke wird ... dem Kantor Johannes Petzold in Bad Berka die Dienstbezeichnung Kirchenmusikdirektor ... verliehen. Eisenach, den 31. Oktober 1957 Der Landeskirchenrat der Ev.-Luth. Kirche in Thüringen D. Mitzenheim" (Verleihungs-Urkunde)

06.11.1957 Gasthörer an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar: "Einige Jahre lang konnte ich als Gasthörer am Tonsatz-Unterricht von Prof. Cilensek an der Weimarer Musikhochschule teilnehmen. Ich verdanke ihm viel, auch in methodischer Hinsicht. Im Orgelspiel bildete ich mich weiter bei Kantor Johannes Schäfer, Erfurt, Lehrer an der KM-Schule Halle." (Studenten-Ausweis und Lebenslauf vom 13.8.1964)

02.06.1958 Tätigkeitsbericht für die Kirchenvisitation am 8./10.6.58: Gliederung: "I. Tätigkeit in der Ortsgemeinde; II. Tätigkeit als Fachberater für die Sup(erintendentur) Blankenhain; III. Weitere Tätigkeiten", darunter "Mitarbeit bei den Chorleiterrüstzeiten von H. Prof. Mauersberger in Friedrichroda und Neudietendorf" (Tätigkeitsbericht vom 2.6.58)

Zusammenfassung der Kompositionsarbeit der letzten Jahre: "Laufend hatte ich tonsetzerische Aufgaben zu erledigen: Mitarbeit an den oben erwähnten Sammlungen, Chorblattreihen und anderem. Freie eigene Arbeiten erschienen bei der Evangelischen Verlagsanstalt: Die Kantate 'Unser täglich Brot' nach Worten von Arno Pötzsch, die Kantate 'Die Weihnachtsbotschaft', Text von Albert Bartsch, und ein Heft mit 'Motetten aus Kirchenlied und Bibelwort'. Den breitesten Raum innerhalb meiner Arbeiten nehmen die gottesdienstlich gebundenen Stücke ein (Liedsätze, Vorspiele, Spruchmotetten). Daneben stehen, außer den erwähnten Veröffentlichungen, Chorlieder nach zeitgenössischen Texte (hauptsächlich enthalten im 'Jungen Lied' und in dessen Weiterführung, im 'Jungen Chorlied' - Verlag Merseburger), einige Motetten (Merseburger, Hänssler, Evangelische Verlangsanstalt), etliche Choralpartiten für Bläserchöre, Kanons und einige unveröffentlichte Kantaten." (Lebenslauf vom 13.8.1964)

1952 bis 1961 Zusammenfassung der Zeit in Bad Berka: "Dankbar bin ich der Gemeinde Bad Berka, in der wir 11 Jahre lang zu Hause waren." (Ansprache zum 70sten Geburtstag 1982) Der Umzug nach Eisenach erfolgte erst 1962.

15.02.1961 Brief an LKMD Erhard Mauersberger, Bemühungen um Wechsel der Arbeitsstelle: "Mir ist in letzter Zeit zunehmend klar geworden, daß ich hier nicht mehr am rechten Platz bin..."  Unterrichtstätigkeit und / oder Landessingwart? Mauersbergers Antwort vom 18.02.1061: "Die beiden von Ihnen aufgeworfenen Gedankengänge scheinen mir nicht nur des Nachdenkens, sondern ihrer eventuellen Realisierung wert." (Mappe "Dienstliches B. Berka und Eisenach")

01.09.1961 Dozent in Eisenach: "Seit September 1961 bin ich an der Thüringer Kirchenmusikschule als Lehrer für Tonsatz tätig. Es macht mir Freude, weitergeben zu können, was mir im Laufe meiner Jahre zugewachsen ist. Gelegentlich reise ich ins Land, um bei Chortreffen oder anderen Anlässen mit den Versammelten ein Gemeindesingen oder eine fröhliche 'Singstunde ohne Noten' durchzuführen. Meine eigene tonsetzerische Arbeit beschränkt sich z. Zt. auf die Mitarbeit an der Reihe 'Chordienst im Kirchenjahr'"  (Lebenslauf vom 13.8.1964). Die Berufung JPs zum Dozenten für Tonsatz, Musikgeschichte und Gehörbildung steht im Zusammenhang mit dem Weggang Erhard Mauersbergers als Thomaskantor nach Leipzig  und der Berufung  Herbert Peters zum LKMD und Direktor der Thüringer Kirchenmusikschule. Dadurch wurde dessen Dozentenstelle frei und auf Beschluß des Landeskirchenrates durch JP besetzt. Die Tätigkeit als Singwart erfolgte kommissarisch. Zunächst wohnte JP in einem Zimmer auf dem Hainstein.

Kirchenmusikschule

Mit angehenden Kantorkatechetinnen auf dem Gelände der Kirchenmusikschule Hainstein / Eisenach

Frühjahr 1962 Versuch, zu einem PKW zu kommen mit Beschreibung der Situation: "Im Dezember letzten Jahres berichtete ich in einem persönlichen Brief an Herr LKMD Hermann Stern (Stuttgart), mit dem ich von früher her befreundet bin, von meiner neuen Tätigkeit auf dem Hainstein, von der großen Schwierigkeit, in Eisenach eine Wohnung zu finden, und auch von dem Plan einer Tätigkeit als Landessingwart neben dem Dozentenamt. Er bot mir daraufhin die Beschaffung eines Trabant an. Ich brauche mich zunächst nicht darum zu kümmern, die Sache liefe über das Hilfswerk. Als ich nun am 30. Jan. bei Herrn Köhler (dem Leiter des Hilfswerkes; CP) anfragen wollte, ob schon etwas eingegangen sei darüber, teilte er mir mit, die Angelegenheit sei im Aussschuß besprochen und '100%ig abgelehnt' worden. (...) Herr Köhler konnte mir inbezug auf die Wohnung wiederum nicht die geringste Hoffnung machen. Es scheint, daß ich auf nicht abzusehende Zeit in Bad Berka wohnen bleiben muß. (...) Wenn ich nun ohnehin zunächst weiter in B.B. wohnen bleiben muß, so wäre die Ausübung des schon im vergangenen Jahr ins Auge gefaßten Dienstes als Landessingwart von B.B. aus mit Hilfe eines Wagens denkbar günstig wegen der zentralen Lage. Diese nebenamtliche Aufgabe mit meiner Eisenacher Unterrichtsarbeit, die mir freilich die vordringlichere bleiben wird, zu verbinden, ist natürlich erst dann möglich, wenn für B.B. der nachfolger eingesetzt sein wird, da ich den Kantorendienst hier z. Zt. ja noch versehe. Daß ich diese doppelte Belastung seit September gesundheitlich dankenswert gut durchhalten konnte (trotz 70% Schwerbeschädigung), ermutigt mich zu diesem Vorschlag." (Skizze eines Briefes an den Landeskirchenrat). Er hat über GENEX den PKW Trabant bekommen, und dieser wurde im Blick auf den Initiator "Sternchen" genannt. Über das aufwendige Verfahren gibt es einen dicken Aktenordner...

10.06.1963 Umzug der Familie nach Eisenach in die Amalienstr. 1; Wohnung gemeinsam mit einer alleinstehenden Person  (Briefe des LKR vom 10.05.1963 und vom 6.9.1963)

In den folgenden Jahren neben der Arbeit als Dozent der Kirchenmusikschule auf dem Hainstein viel Beschäftigung in der Thüringer Landeskirche mit Gemeindesingen, Chortreffen, Singwochen.

20.03.1969 Tätigkeitsbericht Singdienste 1963 - 1969: "Es ging mir bei diesem nebenamtlichen Dienst darum, die Freude am Singen in unserer Kirche neu zu wecken, den Chören und Gemeinden durch ein von innen her belebtes Singen das Gesangbuch wieder lieb und wert zu machen und neuen Liedern den Weg zu bahnen. Bei den Vorträgen und gelegentlichen Aufsätzen zum Themenkreis Neue Lieder (auch in mancherlei Gesprächen mit Kirchenmusikern, Pfarrern und Jugendwarten) war ich bemüht, von den gefühlsmäßigen Urteilen und Vorurteilen weg zu brauchbaren Wertmaßstäben zu gelangen." Der Bericht erfolgte unaufgefordert angesichts der Ernennung eines hauptamtlichen Singwartes, deren Prozedere ihn offenbar verletzt hat: "Ich darf wohl annehmen, daß meine Tätigkeit dadurch überflüssig geworden ist, und begrüße es, daß Thüringen nunmehr wieder einen Landessingwart hat." (Tätigkeitsbericht vom 20.03.1969)

um 1978 Mitarbeit in der Evangelischen Akademie Thüringens: Seit Dezember 1978 gibt es Briefwechsel mit Dr. Ludwig Schreiner  (Jena), Pfarrer Perlick (Seebergen) u. a., Tagungen der Ev. Akademie Thüringen betreffend. Manche Texte von JP sind für Akademie-Tagungen entstanden. Offenbar war Johannes Petzold einige Zeit auch Mitglied des Beirates. Letzte Briefe dazu aus dem Jahr 1984 (Mappe Ev. Akademie Thüringen)

12.11.1979 Absage der Mitarbeit im neuen Gesangbuchausschuß: "Seit Jahren arbeite ich mit in dem Gesangbuchausschuß, den seinerzeit das Kirchenchorwerk einberufen hat. Dieser 'alte' GBA soll nun abgelöst werden durch einenen neuen, welchen die Kirchenleitungen beschicken. (...) Offenbar hat man angenommen, daß ich automatisch auch in dem neuen Ausschuß weiter mitarbeite, und eine Rückfrage bei mir nicht für nötig gehalten. Ich wiederum war mir im klaren darüber, daß ich nicht wieder mitmache. (Hauptgrund: 'Gesangbuch 2000' ist eine Arbeit auf lange Sicht; dazu gehören jüngere Mitarbeiter. Daneben habe ich aber auch noch eine Reihe anderer Gründe.)" (Brief an Landesbischof Leich vom 12.11.1979)

Seit Herbst 1979 gibt es einen regen Briefwechsel mit westdeutschen Pastoren und Kirchenmusikern in Bockenem, Kassel, Sontra und Bad Hersfeld. Es geht um Wohnung, Kantorendienst und evtl. Beteiligung an Kursen der Kirchenmusikschule Schlüchtern. Hintergrund ist wohl die schlimme Wohnsituation in Eisenach (keine eigene abgeschlossene Wohnung). Aber auch ungelöste Spannungen innerhalb und außerhalb der Familie spielten eine nicht unwesentliche Rolle. Deshalb wurde die Mappe, in der die entsprechenden Unterlagen gesammelt sind, wohl schon in Zeiten der DDR mit dem Begriff "Flucht"planung versehen, wobei nur die "Flucht" in Anführungszeichen steht. Nachträglich gesehen erscheint diese Bezeichnung in ihrer Verbindung von Ehrlichkeit und Unvorsichtigkeit höchst riskant angesichts staatlicher Überwachungsmöglichkeiten. (Mappe "Flucht"planung).

28.10.1980 Antrag auf Übersiedlung in die BRD: "Wir (meine Ehefrau Hiltrud P. und ich) sind beide Altersrentner. Wir beabsichtigen die Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland. Die Gründe sind persönlicher Art. (...) Die kurhessische Landeskirche hat mich gebeten um Mitarbeit bei Ausbildungskursen für nebenamtliche Kirchenmusiker. (...) Hinzu kommt, daß wir uns für unser Alter eine zusammenhängende und abgeschlossene Wohnung wünschen. (...) Eine Wohnung ... steht in Bad Hersfeld für uns bereit." Zum Antrag wurden auf Veranlassung des Rates des Kreises Eisenach die Stellungnahmen der drei in der DDR lebenden Söhne zum Ausreisebegehren der Eltern nachgereicht (Mappe "Flucht"planung).
18.11.1980 Ablehnung des Antrages: "Am 18.11.80 wurde uns von Herrn Stobbe mündlich eröffnet, daß unser Antrag abgelehnt sei." (Mappe "Flucht"planung)
13.05.1981 Beschwerde beim Rat des Kreises Eisenach: "Seit der Ablehnung am 18.11.80 und dem Gespräch am 3.2.81 ist von unserer Seite nichts mehr in der Angelegenheit geschehen, Wie ist es dann möglich, daß uns ein Antrag auf Verwandtenbesuch in der BRD, den wir jetzt im Mai geplant hatten, abgtelehnt wird mit der Begründung 'Sie können nicht reisen, Sie haben einen Ausbürgerungsantrag laufen'? In welchem Sinne 'läuft' ein Antrag noch, wenn er von der zuständigen Stelle ausdrücklich abgelehnt wurde und der Antragsteller sich damit zufrieden gibt und eben nicht 'verrückt spielt'?! Und wie sollen wir die damalige Zusicherung von Herrn Stobbe verstehen daß der formlose (!) Antrag keinerlei Konsequenzen für uns hat? Warum läßt man uns nicht reisen? Daß wir etwa illegal 'einfach drübenbleiben', für so töricht sollte man uns nicht halten. Schließlich ging schon aus unserem formlosen Antrag hervor, daß nur eine legale Übersiedlung in Frage gekommen wäre, da uns an Besuchsmöglichkeiten der nächsten Angehörigen in der DDR sehr viel gelegen ist." (Mappe "Flucht"planung)
14.07.1981 Gespräch im VP-Kreisamt: "Wer einen Ausbürgerungsantrag stellt, kann kein Freund unseres Staates sein, auch wenn er dann aus irgendwelchen Gründen den Antrag zurückzieht! Er kann im kapitalistischen Ausland unseren Staat nicht so vertreten, wie es wünschenswert wäre. Reiseverbot nicht für immer. Aber: wenn im Mai erst zurückgezogen, dann 'jetzt noch zu frisch' für neuen Reiseantrag." (Notiz nach dem Gespräch mit dem stellv. Leiter Watzlawek; Mappe "Flucht"planung).

Offenbar nach Aufhebung des Reiseverbotes:
Juni 1984 Reise in das Elsaß: "Im Juni erlebten wir 16 Tage im Elsaß, reich an tiefen Eindrücken von Natur, Kultur unsd Geschichte." (Rundbrief vom 31.12.1984).

Nach mehreren Aufenthalten im Diakonissenkrankenhaus Eisenach starb Johannes Petzold dort am 19.05.1985. Ehefrau Hiltrud lebte noch etwa 20 Jahre in der Amalienstraße 1, später im Gemeindehaus "Werner Sylten" in der Ludwigstraße. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie im Wohn- und Pflegeheim "Wartburgblick" am Michelsbach in Eisenach. Sie starb dort im Alter von 99 Jahren im Jahre 2013. Ihre letzte Ruhestätte haben beide auf dem Eisenacher Friedhof gefunden. Hier ein Link zu Gedanken über die Inschrift auf dem Grabstein.