"Schwerkrank (Lungen-Tuberkulose) war mein Vater aus dem 1. Weltkrieg zurückgekehrt. Er starb 1921 und hinterließ meine Mutter mit mir und meiner 1917 geborenen Schwester. Die Rente, auf die wir angewiesen waren, war gering. So kam der Besuch einer höheren Schule für mich zunächst nicht in Frage, ebensowenig ein Musikunterricht. Auf diesem Gebiet half ich mir selber weiter bis zum Spiel von leichten Sonatinen auf dem Klavier." (Lebenslauf vom 9.8.1964)
"Bis zum 12. Jahr hab ich mir dann selber das Klavier- und Harmoniumspielen schlecht und recht beigebracht, mit Noten und ohne Noten. Was Gescheites wäre aber daraus nicht geworden, wenn nicht Frau Bock gewesen wäre. Das war nicht etwa eine Musiklehrerin, nein, eine ganz simple Flickfrau, die bei den Großeltern Näharbeiten machte. Zu ihrer Kundschaft gehörte auch der damals beste Musikpädagoge in Plauen, Komponist und Chorleiter Julius Gatter. Sie sorgte dafür, daß der kleine Hans dem großen Musiker vorgestellt wurde, und der nahm ihn sofort unter seine Fittiche und gab ihm jahrelang kostenlos (!) Klavierunterricht." (Ansprache zum 70sten Geburtstag am 24.10.1982)
"Er (Julius Gatter) blieb mein Lehrer, als ich 2 Jahre später zur Aufbauschule (dem ehemaligen Seminar) kam, wo ich 1932 die Reifeprüfung ablegte. Diesem Lehrer verdanke ich nicht nur eine solide Grundlage im Klavierspiel, sondern auch weitgehende Kenntnisse in Harmonierlehre (Funktionstheorie) und die Liebe und Verehrung für das Werk Johann Sebastian Bachs. (In zwei Hausmusiken unserer Schule spielte ich das Italienische Konzert und die Chromatische Fantasie und Fuge.) Der sonstige Unterricht der Aufbauschule hatte seinen Schwerpunkt in Deutsch und Geschichte; als Fremdsprachen wurden Latein und Englisch gelehrt." (Lebenslauf vom 9.8.1964)
"Ganz besonders gewinnt die D(eutsche) O(berschule) an Bedeutung durch die Stellung, die die Kunst in ihrem Rahmen einnimmt. Während sich alle anderen Schulen mit Zeichen- und Gesangsunterricht begnügen, hat die D. O. als erste höhere Schule das Instrumentenspiel in den Stundenplan aufgenommen. Dadurch wird endlich das weite Gebiet der deutschen Instrumentalmusik - die vielleicht die größte schöpferische Leistung der Deutschen darstellt - für die Schule fruchtbar gemacht. Denn erst, wenn der Schüler selbst musiziert, kann er fief genug in das Wesen der Musik eindringen. (...) Dazu kommt noch die hohe erzieherische Bedeutung des gemeinsamen Musizierens. Wenn in unseren Hausmusiken fast die ganze Schule mitwirkt, so bedeutet dieser gemeinsame Dienst an der Kunst für den einzelnen ein Erlebnis von bildender / einigender Kraft." (Aus der "Mulusrede" des Abiturienten JP an Lehrer, Eltern und Kameraden)
Zum Weiterlesen in der Biographie: 03. Studium in Leipzig und Arbeitsdienst