Ach, ist es heut das letzte Mal,
dass ich, mein Kind, dich lebend seh?
Hat schon dein Fuß das Todestal
Berührt, wenn ich nun von dir geh?
Dein Köpfchen, weiß wie Mondes Licht
liegt’s in den Kissen, hold verklärt -
sag, bist du’s, oder bist du’s nicht?
Hast jemals du mir angehört?
Ach, ängstet’s nicht aus tiefem Traum
zu mir in diese Welt zurück!
Es stößt sich wund am engen Raum
der ewigkeitentrunkne Blick,
und unsre Namen – sie verwehn
im brausendhellen Sphärenklang -
lasst mich nur still am Bette stehn,
ein letztes Mal vor schwerem Gang.
Ja, noch bist du mein Kind! Ich seh
die klaren Linien, Zug um Zug,
das wohlbekannte, leise Weh
um deine Lippen – ach, genug -
nein – lasst mich schaun, noch einmal! Kind,
noch bist du mein, und fühlst es nicht -
ach, wie im Flug die Zeit entrinnt
und mit ihr du, mein liebes Licht…
Nein, Kind – ich halte dich nicht auf!
Verstanden hab ich die Gebärde:
"Gebt meiner Seele freien Lauf,
entlasst mich aus dem Bann der Erde,
nun, da ich jenen Ruf vernahm
von drüben, lasst mich eilend gehn
dorthin, von da ich zu euch kam -
nur: dass wir uns dort wiedersehn!"
- - -
Nun bist du nicht mehr mein, du, Kind!
Ich will dich nicht mehr zu mir rufen,
denn sieh: mein schwankend Herz beginnt
dir nachzugehn zu fernen Stufen
des Gottesthrones, himmelan.
Denn der dich rief – du warst sein eigen.
Nun weiß ich, Kind: du eilst voran,
uns jenes ferne Ziel zu zeigen!