Nun schlägt das Pendel der Entwicklung nach der anderen Seite aus. Der Rhythmus wird wieder einmal neu entdeckt, aber nicht als spannungsvolles inneres Kräftespiel, sondern im äußeren Bereich. Rhythmus, d. h. für die heutige Jugend im wesentlichen hörbarer Schlag und synkopischer Gegenschlag, beat und off-beat. Die Gefühlswerte in der Musik werden neu erlebt, aber auch hier mehr die massiveren als die feineren. Die von der Singbewegung oft so geschmähte „Romantik“ steigt durch die Hintertür wieder ein (Spiritual, frommer Schlager, geistliche Schnulze). Und in vielen Texten dieser Lieder kommt tatsächlich zu Wort und Ton, was den Menschen heute an Sorgen und Zweifeln, an Freuden und Erfahrungen bewegt, den Menschen im Glauben oder am Rande des Glaubens.

Es ist offensichtlich, dass diese „Songbewegung“ (30 Jahre nach der Singbewegung) in erster Linie Sache der Jugend ist. Mehr als jemals eine andere Generation versteht sich die heutige Jugend nahezu als eine selbständige Gesellschaftsklasse mit eigenem Klassenbewusstsein. Und im Windschatten der wachsenden Anforderungen, die die „Lern- und Leistungsgesellschaft“ an die Jugend stellt, entsteht ein Sog, der alle mühelos erfassbaren Gefühls- und Stimmungswerte an sich reißt. Deshalb die erklärte und betonte Vorliebe für gewisse Stilarten heutiger Unterhaltungsmusik. Auch der dem Glauben zugewendete junge Mensch lebt in dieser Welt und unter ihren Bedingungen. Für ihn kann es eine beglückende Sache sein, wenn es Songs, Chansons und andere neue Lieder gibt, die vom Glauben in einer Sprache sprechen (textlich und musikalisch), die er nicht erst als Fremdsprache mühsam lernen muss. Es liegt jedoch wohl in der Sache selbst begründet, dass die Begeisterung für neue geistliche Lieder bei der Jugend mehr passiv als aktiv ist. Sie hört lieber zu, als dass sie selbst singt.