1. Das alte Kirchenlied ist nicht tot! In einer ganzen Anzahl von Melodien des EKG steckt ein Leben, gerade auch in rhythmischer Hinsicht, das nur wieder einmal neu entdeckt und neu realisiert werden will, etwa mit den Mitteln der Orffschen Instrumente oder sogar mit den Mitteln eines Arrangements, aber auch schon durch ein schwungvolles einstimmiges Singen oder eine großflächigere Orgelbegleitung.
  2. Wo wir die Möglichkeit haben, mit Kindern zu singen, sollen wir sie dankbar ergreifen und ausbauen, bis ins vorschulpflichtige Alter hinein.[4] Für die Melodik vieler unserer Gesangbuchlieder können wir die Kinder leichter erwärmen als die Jugendlichen. Das Kind steht dem Erleben echter musikalischer Werte näher als der „Teenager“.
  3. Wo man uns um Mitarbeit bei der Schaffung oder dem Einrichten neuer Jugendlieder bittet oder um Mitwirkung bei Jugendgottesdiensten, sollten wir uns nicht versagen. Aber es muss eine echte Partnerschaft sein. Mit bloßem Mitmachen ist es nicht getan. Wir werden es lernen müssen, aus dem Angebot neuer wildwachsender oder gedruckter „Songs“ die besten auszuwählen. Und aus den neuen Liedversuchen schaffender Kirchenmusiker werden wir bald diejenigen herausfinden, die wirklich gemeinde- und jugendgemäß sind. Vor der Hereinnahme einzelner Songs in den agendarischen Gottesdienst ist zu warnen. Sie haben ihren Platz in den besonderen Veranstaltungen der Jugend. Ob man diese „Gottesdienste“ nennen will oder nicht, ist vielleicht belanglos. (Aus einem Referat)

Johannes Petzold
Quelle: Der Kirchenmusiker 20. Jahrgang 6. Heft November/Dezember 1969, Verlag Merseburger Berlin, S. 198/199