Betrachten wir nun einige Liedweisen, bei denen die Verankerung im  h a r m o n i s c h e n  Element deutlich ist, allerdings mit bemerkenswerten Unterschieden.
64 = EG 306 (Singt das Lied der Freude) und 83 = EG 182 (Suchet zuerst Gottes Reich): Die harmonischen Hauptfunktionen formen das musikalische Geschehen. (Bei 83 ist die Gefahr groß, dass die fast allzu gewichtigen Worte des Textes von dem munteren Achtel-Gehopse untergebuttert werden. Wenn man das Lied nicht gedankenlos singen will, muss man es ziemlich langsam singen.)
48 = EG 266 (Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen): Auch hier kann man das Harmonische als bestimmend erleben, auch hier dreht sich alles um Tonika, Subdominante, Dominante (denen man selbstverständlich in der Begleitung ausweichen kann). Aber: es „dreht“ sich: Schwingender 6/4-Takt (eigentlich 2/d.)[12] und das gleitende Auf und Ab der gefälligen melodischen Linie lassen die Vorstellung des sich drehenden Erdballs aufkommen.
15 = 98 (Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt; identisch mit der Melodie 61): Dass das Tonmaterial dorisch ist (Moll mit großer Sexte), will hier nicht viel besagen. Entscheidend ist das harmonische Geschehen: der reizvolle Wechsel zwischen Moll-Tonika und Dur-Subdominante. Ohne deutliche harmonische Führung (und Einführung) wird (wie ich es kürzlich erlebte) von der Gemeinde nicht cis sondern c gesungen.
8 (Wir ziehen vor die Tore der Stadt): Was hier zum „Aufhorchen“ nötigt, ist ebenfalls das Harmonische: die Rückung von g-moll nach a-moll, eingeleitet durch das überraschende h bei „fern“. Harmonische Stützung ist angebracht, auch wegen der Rückführung nach g.
22 (Herr, lehre uns, dass wir sterben müssen): Der gebrochene Akkord als melodisches Gestaltungsmittel! Das beobachten wir im Bereich der EKG-Lieder bei der Weise von „Jesus ist kommen“. Hier aber geht es anspruchsvoller zu, aber nicht weniger zwingend – und sanglich, wenn man sich eingehört hat.