Volksschullehrer

Johannes Petzold wird am 24. Oktober 1912 in Plauen (Vogtland) geboren. Unter den Vorfahren beider Eltern sind einige Musiker. Nach der Schulzeit, in der er kostenlos Unterricht von dem Musikpädagogen Julius Gatter erhält, studiert er in Leipzig von 1932 bis 1935 Pädagogik mit dem Hauptfach Musik. Während des Studiums kommt er in Kontakt mit der Singbewegung und nimmt an Singwochen mit Hugo Distler und Alfred Stier teil. Anläßlich einer Chorfahrt durch Sachsen lernt er im Herbst 1932 Friedrich Samuel Rothenberg kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbindet. Von 1935 bis zu seiner Einberufung 1940 ist er Volksschullehrer in kleinen Dörfern des Vogtlandes und Erzgebirges. In dieser Zeit entstehen bereits viele Melodien, Chorsätze und Kanons, darunter auch die Vertonung des Adventsliedes „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper.

Familie

1940 heiratet er die Gemeindehelferin und Organistin Hiltrud Schaale. Von den fünf Kindern dieser Ehe sterben nach dem Krieg zwei in jungen Jahren, drei bleiben am Leben. Sie übernehmen von ihren Eltern die Liebe zur Musik. (Um einen von ihnen kennenzulernen, hier klicken).

Krankheit

Wegen einer Tuberkuloseerkrankung im Jahr 1941 aus der Wehrmacht entlassen, ist Johannes Petzold für die Dauer von etwa 10 Jahren arbeitsunfähig. In diesen Jahren erfährt er die Solidarität und Unterstützung vieler Chöre in ganz Deutschland, die seine Melodien und Chorsätze singen. Gute Verbindungen zum Christlichen Sängerbund und zu anderen Sänger- und Bläservereinigungen entstehen. Der Kranke muss viel Zeit in Heilstätten und Krankenhäusern zubringen, nutzt sie jedoch zur Weiterbildung und zum Komponieren. Eine Operation bringt die Tbc schließlich zum Stillstand. Er bleibt zu 70% schwerbeschädigt.

Kantor

Trotz dieses Handicaps bekommt Johannes Petzold im Jahr 1952 seine erste feste Arbeitsstelle als Kantor in Bad Berka / Thüringen. Neben dem musikalischen Dienst in der Gemeinde komponiert er. Meist sind es Auftragsarbeiten für Chorsatz- oder Orgelvorspielsammlungen, die in Ost- und Westdeutschland veröffentlicht werden. Aber auch Kantaten und Motetten entstehen in dieser Zeit. Um die Defizite seiner musikalischen Ausbildung auszugleichen, nimmt er von 1957 bis 1960 als Gasthörer der Franz-Liszt-Hochschule Weimar am Tonsatz-Unterricht von Johann Cilensek teil. Bei Johannes Schäfer, Dozent an der Kirchenmusikschule Halle, bildet er sich im Orgelspiel weiter.

Ehrungen

Schon 1953 wurde ihm von staatlicher Seite „die Eigenschaft als besonders wertvolle(r) Kunstschaffende(r) zuerkannt“, was ihn berechtigte, „Lebensmittelkarten der Gruppe 2 zu empfangen“. Wesentlich bedeutender, wenn auch wirtschaftlich folgenlos, ist vier Jahre später die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor durch den Thüringer Landesbischof Moritz Mitzenheim, und zwar „in Anerkennung seiner verdienstvollen Tätigkeit zur Förderung der Kirchenmusik in der Stadt Bad Berka und seiner Wirksamkeit auf dem Gebiet der Komposition geistlicher Chorwerke“.

Dozent

Im November des Jahres 1961 erfolgt die Berufung an die Thüringer Kirchenmusikschule in Eisenach als Dozent für Tonsatz, Musikgeschichte und Gehörbildung. Unter seinen Studenten ist der später vielseitig produktive Komponist Helmut Zapf. Neben der Lehrtätigkeit übernimmt Petzold zwischen den Jahren 1963 und 1968 mit großem Elan zahlreiche Singdienste bei Singwochen, Kirchenmusiktagen, Chortreffen und Gemeindeveranstaltungen. Dabei geht es ihm darum, „die Freude am Singen zu wecken, das Gesangbuch lieb und wert zu machen und neuen Liedern den Weg zu bahnen“ (Tätigkeitsbericht vom 20.03.1969). Auch auf Tagungen und in Zeitungsartikeln setzt er sich für solche neuen Lieder ein und bemüht sich – zum Teil in Auseinandersetzung mit Pfarrern und Jugendwarten – „von den gefühlsmäßigen Urteilen und Vorurteilen weg zu brauchbaren Wertmaßstäben zu gelangen“ (ebd.).

Freunde

Dieses Bemühen leitet ihn auch während seines Ruhestandes, in den er 1977 altersbedingt versetzt wird. In dieser Zeit verstärkt sich noch einmal der Kontakt zu Freunden in Ost- und Westdeutschland, zu Kantoren, Komponisten und Dichtern. Von den Kollegen seien genannt: Friedrich Samuel Rothenberg und dessen Bruder Theophil Rothenberg, Otto Brodde, Herbert Peter, Volker Ochs, Manfred Schlenker, Herbert Beuerle, Hans Rudolf Siemoneit, Paul Ernst Ruppel.

Dichter

Zu den gleichzeitig lebenden Autoren seiner Texte hatte er immer eine besondere Beziehung. Waren es in der frühen Zeit Jochen Klepper und der im Krieg verschollene Gerhard Fritzsche, deren Texte er in großer Zahl vertonte, so später Rudolf Alexander Schröder und Arno Pötzsch, auch Albert Bartsch und Otto Riedel. Manches blieb Entwurf, so ein Zyklus (oder sollte es eine Kantate werden?) nach Gedichten von Christa Reinig. Anderes wurde zwar fertig, aber veröffentlicht wurde es erst nach seinem Tod: Sechs kleine Lieder nach Texten von Lotte Denkhaus (2012; Strube Edition 6759). Von den Dichtern, deren Texte er in den letzten Jahren in Musik setzte und mit denen er freundschaftlich verbunden war, sei vor allem Rudolf Otto Wiemer genannt. Auf Grund seiner Gedichte, wie auch nach Texten von Klaus Peter Hertzsch, Franz Fühmann, Günter Eich, Eugen Roth und Gerhard Valentin gibt es vor allem im unveröffentlichten Nachlaß humoristische Couplets, sozusagen Nebenprodukte der kompositorischen Tätigkeit.

Psalmen

Seine Melodien sind in evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gesangbüchern Deutschlands, der Niederlande, der Schweiz, der skandinavischen Länder, und auch in den Liederbüchern evangelischer Christen in Japan zu finden. Ein besonderes Vermächtnis von Johannes Petzold sind die Psalmenvertonungen aus den letzen Lebensjahren. Hier findet er nicht nur Melodien, sondern auch eigene Formulierungen im Nachdenken über den biblischen Text. Aus einer Reihe von Psalmen, mit denen er sich in diesen letzten Lebensmonaten beschäftigte und die nach seinem Tod Eingang in kirchliche Gesangbücher und Sammlungen von Chorsätzen fanden, sei Psalm 126 genannt (JP_ID 978): Wie die Träumenden werden wir sein (Psalm 126)

Am 19. Mai 1985 erliegt Johannes Petzold in Eisenach einem Krebsleiden.
 

Kategorie: Leben